Fritzli: Liebenswertes Schlitzohr vom Dienst

Fritzli an der Fasnacht 1992

Fritz Lutz war unter seinem Spitznamen „Fritzli“ einer der bekanntesten Einwohner von Jestetten. Trotzdem erwähnt ihn das Jestetter Dorfbuch nur kurz auf Seite 284 als Überlebenden der Euthanasiemorde an Patienten der Jestetter Kreispflegeanstalt: Fritz Lutz starb im Februar 2000 im Alter von 87 Jahren, 65 Jahre war er in der Kreispflegeanstalt.

Das Fritzli war über lange Jahre ein Jestetter Original. Immer war das Männchen mit wackligem Gang im Dorf unterwegs. Bei vielen Volksmärschen war er Teilnehmer. Bekannt war er als Schlitzohr, um das sich ungezählte Anekdoten rankten.

  • Fritzli wurde zum Holzspalten angestellt. Nach einer Weile hat er den Lohn kassiert und ist gegangen. Dann hat sich aber herausgestellt, dass das Fritzli nur einen Teil gespaltet hat; mit den gespaltenen Holzscheiten hat er den Rest des Holzes einfach zugedeckt.
  • Fritzli hat in einem Garten Blumen geklaut und beim nächsten Haus der überraschten Hausfrau geschenkt. Und von der nichtsahnenden Hausfrau gab es dann halt eine Belohnung.

Bemerkungen:

  • Obwohl Fritzli so bekannt gewesen ist, hat er es im Jestetter Dorfbuch nicht ins Personenverzeichnis geschafft.
  • Fritzli hat zwar nie bei Bürgermeisterwahlen kandidiert, bei der Wahl 1981 bekam er trotzdem eine Stimme.
  • Der Jestetter Bildhauer Eberhard Rieber hat eine Bronzebüste vom Fritzli geschaffen.
  • Bei der Beerdigung vom Fritzli übernahm die Gemeinde die Kosten.

Weiterführende Literatur:

Paul Marquardt:
Sprüche und Streiche vom Fritzle, dem Schlitzohr
Jestetter Dorfchronik 1993, Seiten 97-99

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