Die Bildhauerin Radegund Fricker wurde 1953 als Tochter von Siegfried (1907-1976) und Herta Fricker (1912-2006) geboren. Der Vater war ein erfolgreicher Bildhauer, und die Tochter erhielt die Ausbildung als Stein- u. Holzbildhauerin im elterlichen Betrieb. Nach dem Tod des Vaters übernahm die noch junge Radegund Fricker dessen Geschäft und legte danach die Meisterprüfung ab. Die Bildhauerin betätigte sich vielseitig und schuf neben Objekten aus Stein und Holz auch Werke aus Wachs und zahlreiche Sgrafitti als Schmuck von Häuserfassaden.
Im Lauf ihrer beruflichen Tätigkeit erhielt Radegund Fricker mehrere Aufträge für Kreuzwege. So findet sich ein Kreuzweg von ihr in Aichen, der letzte Auftrag war der für Kreenheinstetten, der 2012 abgeschlossen wurde. In dieser Thematik folgte Radegund Fricker dem Vorbild ihres Vaters, der für seine Kreuzwegdarstellungen sehr bekannt gewesen ist, sie hat aber auch den eigenen künstlerischen Umgang mit der Passion Christi gesucht. So erzählte Radegund Fricker, dass gerade die 11. Station «Jesus wird ans Kreuz genagelt» jedes Mal eine große Herausforderung gewesen sei.
Werke von Radegund Fricker erkennt man an den von ihr verwendeten Signaturen. Ihr Vater Siegfried Fricker verwendete ein „SF“, wobei das S um 90 Grad verdreht war. In frühen Werken verwendete Radegund Fricker ebenfalls ein „SF“ (Zeichen des Bezugs zum Werk des Vaters), wobei das S dort nur um 45 Grad verdreht gewesen ist. Als Zeichen der Selbstständigkeit wurde die S-Schleife später zu einem R gezogen.
An mehreren Stellen im Ort finden sich Werke von Radegund Fricker, so beispielsweise die Figur des heiligen Franziskus im Altersheim/Seniorenwohnen, der Markus-Löwe vor der evangelischen Kirche und ein Sgraffito in der Klappergasse.
Das Motiv des Sgraffitos, das Setzen eines Baumes, verwundert niemanden, der Radegund gekannt hat. Ihr enger Bezug zur Natur lässt sich auch an anderer Stelle in ihrem Werk entdecken. Immer wieder tauchen darin Vögel in unterschiedlicher Varianten auf, so in einer Sonnenuhr mit gegossenen Vögeln oder als Specht auf dem Firmenschild. Gerade die Franziskus-Figur im Altersheim führte zu Späßen, Radegund könne wie Franziskus auch mit den Tieren reden.
Radegund Fricker starb 2020 an einer Krebserkrankung.
Entwurf eines Artikels für das Buch „40 Jahre Kulturkreis Jestetten“